Hallo zusammen,
ich dachte mir "ich habe hier - auch technisch - einiges gelernt, also gebe ich mal ein bisschen was zurück"...
Ich hatte in meinem Konsolenboot einen AGM 24V Block mit 150Ah und knapp 90kg. Und wer mit Aussenborder unterwegs ist, weiß "jedes kmh zählt ;)" (natürlich gibts auch noch viiiele andere Gründe, warum ich nun den Schritt auf Lithium gewagt habe. Vorab möchte ich betonen, dass ein enormer Unterschiede zwischen Lithium und Lithium vorhanden ist... Li-Ion vs. LiFePo4... Dazu später mehr...
Da mir neue Zellen mit 100Ah 3.6V zu teuer waren, habe ich mich auf dem Gebrauchtmarkt umgesehen und "günstig" 8 Zellen (CALB SE100AHA) erwerben können, die laut Verkäufer ca. 2 Jahre alt waren, 10 Zyklen hinter sich hatten und immer an einem BMS in einem Auto betrieben worden sind.
Nachdem ich die Zellen hatte, erstmal die Spannung der Zellen gemessen, und wow "alle innerhalb 4 mV"... Aber die Freude wahrte nicht lang.
Die Zellen miteinander verbunden, die Balancer installiert, und erstmal das 18A Ladegerät (29,2V) angeschlossen... Während des Ladens sind die Zellen ab 3,5V dermaßen ausseinandergedriftet (kann man schön am installierten Junsi Celllog 8M sehen), dass ab 3,6V die Balancer nicht mehr hinterherkamen und einige Zellen bis 3,8V hochgeschossen sind, während die anderen noch bei 3,5 waren... Also: Lader ausgemacht... (das geht wirklich ruckzuck ab ca 3.55V!!!)
Dann erstmal ein wenig ruhen lassen, Energie entnehmen, wieder alles auseinanderbauen, alle Zellen parallel schalten, und mit einem 3,65V 20 A Lader ein paar Stunden laden lassen, 2-3 Tage stehen lassen und wieder seriell verschalten, diesen nennt man "Initialladung"...
Wie sich später nach einigen Telefonaten mit verschiedenen Experten herausstellte kann das durchaus vorkommen bei längerer Standzeit aufgrund der unterschiedlichen Innenwiderstände der Zellen...
Nachdem ich wieder den 24V Block hatte (nach der vorherigen Parallelladung natürlich voll), wieder Energie entnommen und ab ans Ladegerät. Während des Ladens driften die Zellen immer mal wieder und auch unterschiedliche nun bis 50mV auseinander, was aber nicht weiter schlimm ist, denn am Ende des Ladens (also ab 28,8V setzen nun die Balancer ein und tun, was sie tun sollen ;-). Aber ich stellte fest, dass der Lader einfach nicht abschaltet und die Balancer nach 10-15 Minuten echt heiß werden (auch normal!)... Langer Rede kurzer Sinn: Balancer und Lader passen nicht zueinander, Balancer setzen ab 3,6V ein, der Lader lädt aber umgerechnet bis 3,65V pro Zelle (gegen Ladeende lädt er Lader nur noch mit 1.8 A, die Balancer können 2.3 A "verbraten", er wird also nie aussschalten)
Also wieder telefoniert und man teilte mir mit, dass man innerhalb des Laders an einem speziellen Potentiometer rumspielen könnte, um die Ladeschlussspannung zu senken! Ich brauchte also 28,8V. Nach einigen Versuchen habe ich dies auch hinbekommen. (allerhöchste Vorsicht ist Pflicht!)
Wieder Energie entnommen, geladen und, siehe da: Balancer arbeiten ab ca. 3,6V (sieht man schön an rot-blinkenden LEDs) und der Lader schaltet nun bei 28.84V ab.
Da ich nun aber das Problem "längere Standzeiten - unterschiedliche Spannung am Ladeende" noch im Kopf hatte, und ich nicht jedes Frühjahr eine Initialladung durchführen will, habe ich recherchiert und mir zusätzlich zu den passiven Balancern noch ein aktives BMS aus Fernost installiert, in D gibts sowas auch aber das geht dann bei 500€ los, hier bin ich 180€ los geworden. Dieses aktive BMS hält die Zellen während des Entladens und Ladens immer innerhalb 50mV, ich muss mir am Ladeende also auch keine Sorge mehr machen, dass die Balancer nach längerer Nichtbenutzung des Akkus "nicht hinterherkommen". Dieses aktive BMS kann 5A dauerhaft von Zelle zu Zellen "pumpen", 10A in der Spitze...
Ich habe wirklich einige Zeit und Rechereche gebraucht, um mich darin fit zu machen und "zu verstehen"...
Jetzt bin ich einfach nur happy, den Schritt gewagt zu haben. Die Feuertaufe in Holland vor ein paar Wochen hat der Akku gut überstanden.
Wir waren 5 Tage oben und bei ner konstanten 5-8 BFT habe ich 1x geladen (hier hat der Lader nach 2h die 28,8V erreicht), Nutzung war hauptsächlich Ankern und ein bisschen fahren (aber bei ner im Schnitt BFT 6-7 - röhrt der Bugmotor bei nem Komplettgewicht von fast 1to ganz schön). Also hätte ich auch die ganzen 5 Tage nicht nachladen müssen, soviel Energie steckt da drin (kein Peukert-Effekt!!!)
Die Power dieses Blocks lässt sich wohl mit 2x 200Ah, 12V AGMs vergleichen...
Das ganze Paket wie auf den Bildern zu sehen wiegt nun exakt 30kg. Li-Ion wäre noch leichter, aber Li-Ion (a la ein neuer Hersteller aus Holland) hat deutliche Nachteile in Sachen Sicherheit, LiFePo kann nicht brennen, im Ernstfall blähen sich die Zellen auf und "verdampfen". Wenn Li-Ion brennt, hat man Pech, da man den Brand nicht löschen kann (brennt auch im Wasser weiter!).
Kaufliste:
8 Zellen
7 Zellverbinder
8 passive Balancer (2.3A)
aktive 8S BMS aus Fernost
Junsi Celllog 8M zur Spannungsanzeige und Überwachung
Sicherung 80A
einiges an Edelstahlschrauben/-muttern/-stiften
Kabel
Kabelschuhe
Anderson SB75 Stecker zur Anbindung an den E-Motor
Abdeckung für die Muttern (ein Kurzer ist ganz schnell passiert beim Montieren, ich empfehle den 13er Schlüssel mit Klebeband zu umwickeln
und weiteres Kleinzeug
Viele Grüße
Andy
P.S.: Dies ist keine Empfehlung und auch keine Beschreibung, selbst "Hand anzulegen". Jegliche Information ohne Gewähr.